Kindheitserinnerungen
Langsam und sachte nahm Birgit Paul die Augenbinde ab und legte sich neben Paul. Kaspar saß daneben und sah gespannt auf Pauls geschlossene Augen. Ein Kind, das ein Geschenk übergibt und ganz kribbelig wird, weil der Beschenkte sich Zeit lässt, das Paket auszupacken, hätte nicht ungeduldiger sein können: „Nun mach die Augen endlich auf!“, drängte er ihn.
Paul gehorchte, der Vorhang ging hoch und Kaspar blickte stolz in zwei schwarze Augen, in denen sich die unzähligen Halme des ersten Heus spiegelten, das der Bauer am Tag zuvor eingefahren hatte.
Zufrieden legten sich nun auch Kaspar neben Paul und Birgit. Die drei versanken tief im weichen Heuboden und zwischen ihnen bildete sich ein kleiner Wall aus gewelkten Gräsern, trockenen Blättern und spitzen Stängeln. Keiner sprach ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken und Erinnerungen nach, während draußen ein Traktor vorbeituckelte. Ein paar Insekten summten betrunken in der dicken Heuluft, die von einem durch einen Bretterspalt fallenden Sonnenstrahl scharf durchschnitten wurde. In diesem Tortenstück unzählige Staubpartikel, schwebend in einem nicht enden wollenden Tanz vereint. Alles war Musik.